23.2., 19h, Sozialforum: Männliche Gewaltbereitschaft und Amok vor dem Hintergrund einer sich zuspitzenden kapitalistischen Krisendynamik

Leni Wissen wird ihren Vortrag zum Krieg zwischen Russland und der Ukraine weiterführen und die globalen Erscheinungen einer zunehmenden Verrohung und Gewaltbereitschaft in den Blick nehmen. Dabei soll gezeigt werden, wie gerade in den gesellschaftlichen Krisenzusammenhängen eine Dynamik entsteht, die Menschen immer abhängiger werden lässt von den globalen Krisenprozessen und dazu treibt, die eigene Autonomie, die eigene Freiheit angesichts des Drucks zur Anpassung umso heftiger zu verteidigen. Das sich als frei und autonom wähnende, real immer ohnmächtiger werdende (männliche) Subjekt sieht sich umso mehr gezwungen, die eigene Freiheit und Unabhängigkeit unter Beweis zu stellen – und dies zur Not auch unter Anwendung von Gewalt. Dabei ist es nicht zufällig, dass Männer häufiger ‚Täter‘ und Frauen häufiger ‚Opfer‘ von Gewalt sind.

Hierzulande zeigt sich die wachsende Gewaltbereitschaft trotz der Zunahme rassistisch sexistisch und antisemitisch motivierter Gewalt eher in einer aggressiver werdenden Rhetorik (z.B. bei den Querdenker*innen und Verschwörungsideolog*innen). Demgegenüber nimmt die Gewalt in ärmeren und noch krisengeschüttelteren Teilen der Welt immer manifestere Formen an und begleitet den Alltag von Menschen schon länger. Vor allem aus Brasilien, Mexiko, Indien oder Südafrika wird immer wieder von Femiziden berichtet. Aber auch die Gewaltexzesse innerhalb von Bandenkonflikten in Zentralamerika und die weiter an der Tagesordnung stehenden Selbstmordattentate im sog. Nahen und Mittleren Osten zeugen von wachsender manifester Gewalt. Dabei sind Unterschiede zu beachten: so ist die Bandenkriminalität vor allem von Kämpfen um illegale Märkte geprägt, während bei Femiziden Gewalt von Männern mehr oder weniger ohne unmittelbaren Zweck zum Durchbruch kommt bzw. Frauen aus einer gekränkten Ehre heraus ermordet werden. Beide Phänomene sind dennoch über die globale Krisendynamik und eine männliche gefärbte Krisenverarbeitung miteinander verbunden, in der Gewalt bzw. Gewaltbereitschaft eine nicht zu unterschätzende Größe darstellt.

Die Veranstaltung findet ‚hybrid’ statt, d.h. online-Teilnahme ist möglich: Anmeldung unter

info [at] oekumenisches-netz.de

Ort: KHG Koblenz (Löhrrondell 1a, neben der Herz-Jesu-Kirche)

Kooperationspartner: Ökumenisches Netz Rhein-Mosel-Saar, KEB und KHG sowie pax christi Gruppe Koblenz und PG Kapitalismus verstehen & überwinden.