In dieser Woche wurde in der katholischen Kirche Maria Himmelfahrt gefeiert. Bei diesem Fest geht es um das Vertrauen darauf, dass Maria aufgenommen ist in die Welt Gottes, den neuen Himmel und die neue Erde. Dass sie mit der ‚alten Erde‘ verbunden bleibt, drückt sich in dem alten Bild der Schutzmantelmadonna aus. Unter ihrem Mantel suchen die Bedrängten Zuflucht. Entsprechend hat Papst Franziskus „Maria, Trost und Hilfe der Migranten“ als Titel in die Marienlitanei aufgenommen. Angerufen wird sie als Schutzpatronin derer, die fliehen müssen, weil Lebensgrundlagen zerstört sind – sei es durch Kriege und/oder Umweltkatastrophen. Ihr Schutz wird immer dringlicher, nicht weniger die Kritik höchst irdischer, sprich kapitalistischer Verhältnisse. Der Zwang, Kapital um seiner selbst willen zu vermehren, erweist sich als zerstörerisch. Auf Fliehende warten Tod und Abschiebung, auch in Terrorländer. Geöffnet werden die Grenzen für diejenigen, deren Arbeitskraft zu verwerten ist, um kapitalistische ‚Normalität‘ aufrecht zu erhalten. Nährboden solcher Normalität ist eine „rohe Bürgerlichkeit“, die offen ist gegenüber Nützlichen, während sie nach autoritären Maßnahmen schreit, um gegen Fliehende und vermeintliche Arbeitsverweigerer vorzugehen. Der Kontrollverlust, der durch all die Krisen hier und weltweit entsteht, soll durch Repression gegen Schwache wiederhergestellt werden. Der vermeintliche Kampf gegen rechts wird zum demokratischen Knüppel gegen Schwache. Reale Auswege wären erst durch den Abschied von solchem Selbstbetrug zu gewinnen. Sie führen über den Weg einer illusionslosen Kritik an Verhältnissen, die töten und immer weiter und tiefer in Katastrophen treiben.
Herbert Böttcher
Zuerst veröffentlicht als „Gedanken zum Sonntag“ in: „Am Wochenende“, Ausgabe vom 17.8.2024.