Koblenz/Bielefeld, 21.08.2025.
Die nicht enden wollenden Leiden von Menschen und die Zerstörung der Natur unter den gesellschaftlichen Verhältnissen des globalen Kapitalismus sollten Glauben und Theologie zu denken geben. Ausgangspunkt dafür wäre Empfindsamkeit gegenüber Leid und Zerstörung im zeitlichen Kontext. Entsprechend steht eine leid- und zeitempfindliche Theologie im Zentrum der neuen Buchveröffentlichung des Ökumenischen Netzes Rhein-Mosel-Saar. Statt die autoritärer und repressiver werdenden Herrschaftszusammenhänge achselzuckend hinzunehmen, für alternativlos zu erklären oder sogar religiös aufzuladen, wäre die Unterscheidung von Gott und Götzen angesagt: Erst eine an die Wurzel gehende Kritik der kapitalistischen Weltgesellschaft kann Wege einer Transzendierung bahnen, d.h. eines Überschreitens eines ‚Immer weiter so‘ im Rahmen eines verschlossenen Pragmatismus.
Für Transzendenz über die geschlossene Immanenz des Kapitalismus und die Geschichte als ganze hinaus steht nicht weniger als der Name Gottes. Mit ihm verbindet sich die Erinnerung daran, dass er Israel aus der Knechtschaft Ägyptens befreit und versprochen hat, auch weiterhin mit seinem Volk Wege der Befreiung zu gehen. Christ*innen vertrauen darauf, dass er seinen Messias Jesus gegen das Unrecht des Römischen Reiches, in dem er zum qualvollen Tode am Kreuz verurteilt wurde, auferweckt hat. Seine Auferstehung steht für das Aufstehen gegen Unrecht und Gewalt und geht einher mit der Hoffnung auf das Ende des Leidens und der Trauer in einem „neuen Himmel und einer neuen Erde“ (Jes 65,17; Offb 21,1) am Ende der Zeit.
Götzenkritik mit Zeitindex, die heute mit der Kritik des kapitalistischen Ganzen in seiner Krise verbunden sein muss, ist Voraussetzung für die Suche nach Wegen der Befreiung aus der Abgeschlossenheit eines ‚Weiter-so’ von Herrschaft und Unterwerfung. In diesem Buch, das zehn Texte des Netz-Referenten Dominic Kloos beinhaltet, wird dieser götzenkritische Ansatz verfolgt und auf verschiedene theologische Disziplinen und Themen bezogen: Nahostkonflikt und Antisemitismus im Zusammenhang mit einer „Theologie nach Auschwitz“ (J.B. Metz), die Qualität der Liturgie im Zusammenhang mit der Frage nach dem Frauenpriesteramt, kirchenrechtliche Fragestellungen zum Thema Pfarrei und Pfarrer, die Bedeutung einer kritisch-solidarischen Diakonie für die Pastoral, kirchengeschichtliche Themen aus dem Altertum (Wüstenvater Antonius und Nizäa) und der Neuzeit (der heilige Josef und die Bedeutung der Arbeit), kontextuelle Exegese und die biblische Bedeutung der Götzenkritik sowie die Frage nach dem Sterben in der heutigen Zeit aus religionswissenschaftlicher Perspektive.
Die im Rahmen eines berufsbegleitenden Studiums der kath. Theologie an der Vinzenz Pallotti University in Vallendar entstandenen Texte, die heute am Gedenktag des seligen Franz Reinisch erscheinen – Pallottiner und als entschiedener Gegner Nazi-Deutschlands 1942 hingerichtet –, stellen einen Versuch dar, das subversive Gottesgedächtnis und die Erinnerung an den Messias Jesus mit zentralen Einsichten kritischer Gesellschaftstheorie, konkret der Kritik von Wert und Abspaltung, zu vermitteln.
Das Buch umfasst 212 Seiten und ist für 18,30 EUR im Buchhandel oder direkt beim AJZ-Verlag (www.ajzverlag.de/ajzdruck@t-online.de) erhältlich – 30% des Verkaufspreises gehen an das Ökumenische Netz Rhein-Mosel-Saar.