Friedhelm Meyer (Pfarrer/geb. 02.09.1935) ist am 15.06.2021 zweieinhalb Monate vor seinem 86. Geburtstag gestorben. Der Trauergottesdienst findet am 23. Juni um 10 Uhr in der Evangelischen Kirche in der Urdenbacher Dorfstr. 15 statt. Im Anschluss daran findet die Beerdigung auf dem Evangelischen Friedhof in der Urdenbacher Dorfstr. 1 statt. Statt Blumen und Kränzen sind Spenden an das Psychosoziale Zentrum Düsseldorf erbeten
IBAN DE54 3506 0190 1011 7420 13 – Stichwort „Friedhelm Meyer“
Friedhelm Meyer war über zwei Jahrzehnte aktiv im AK processus confessionis der ökumenischen Gruppen im Rheinland. In Verknüpfung von jüdisch-chrislticher Tradition und Gesellschaftskritik in Aktion und Wort behielt er immer eine klare kapitalismuskritische Haltung. Bei allen Auseinandersetzungen um ein mehr klassenkämpferisches oder mehr fetischismuskritisches Verständnis des Kapitalismus war für ihn immer klar, dass eine an die Wurzel gehende Veränderung der Weltgesellschaft nicht ohne ein Verstehen des Ganzen in seiner Vermittlung mit dem Besonderen geschehen kann.
Sein lebenslanges Engagement würdigen die Solidarische Kirche sowie Axel Köhler-Schnura in einem Nachruf der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) und ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie:
Liebe Freundinnen und Freunde,
in Düsseldorf ist ein ebenso bescheidener wie großer Streiter für Frieden, Antifaschismus, Geschlechtergerechtigkeit, Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Ökumene, Kapitalismus- und Konzernkritik von uns gegangen, der über Jahrzehnte hinweg das fortschrittliche politische Düsseldorf geprägt hat wie kaum ein zweiter:
Pfarrer Friedhelm Meyer
Keine Aktion, keine Demonstration in Düsseldorf konnte beginnen, bevor nicht Friedhelm auf seinem Fahrrad angeradelt war. Er war in Düsseldorf und weit darüber hinaus bei Tausenden und Tausenden bekannt und angesehen.
Das offizielle Düsseldorf hat ebenso wie die offizielle Kirche die herausragenden Leistungen von Friedhelm Meyer für die Stadt (und die Kirche) stets geflissentlich übersehen, bestenfalls bei unzähligen Zusammentreffen in offiziellem Rahmen mit zusammengekniffenen Lippen ertragen.
Es blieb der Düsseldorfer Friedensbewegung überlassen, Friedhelm Meyer 2011 mit dem Düsseldorfer Friedenpreis für sein Wirken zu ehren.
Düsseldorf hat Friedhelm Meyer sehr viel zu verdanken. Sein Name ist untrennbar mit der jüngeren Geschichte der Stadt seit 1960 verbunden.
In Dinslaken und Velbert in einer Familie aufgewachsen, in der drei Generationen bereits Pfarrer waren, studierte Friedhelm Meyer in Bonn und Heidelberg. Er war verheiratet und hatte fünf Söhne.
Sehr prägend war für ihn die Arbeit im „Seminar für kirchlichen Dienst in der Industriegesellschaft“ bei dem früheren Industriepfarrer Horst Symanowski.
Friedhelm Meyer war 35 Jahre Pfarrer in der Hoffnungskirche im Düsseldorfer Stadtteil Garath. Immer wieder hat sein Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und das (Über-) Leben auf der Erde das Missfallen der Kirchenleitung erregt. Vor allem, weil er nicht in den heiligen vier Wänden der Kirche blieb, sondern nach draußen ging und im öffentlichen Raum Widerhall fand. Und zudem konträr zur offiziellen Kirchenhaltung stand.
So z. B. wenn er unüberhörbar den „staatskirchlichen Militärseelsorgevertrag“ anprangerte oder zur alljährlichen Mobilisierung für den Ostermarsch die Kirchenglocken in Garath läutete und die Friedensfahne mit der weißen Taube auf blauem Grund auf der Kirchturmspitze hisste. Es kam schließlich sogar zur offenen Auseinandersetzung, die Kirchenleitung drohte mit Auflösung des Presbyteriums. Was Friedhelm Meyer aber nicht davon abhielt, die gesamte Kirche während des Irak-Kriegs mit einem Riesen-Protest-Transparent zu schmücken
Die gesellschaftspolitische Arbeit war von Anbeginn an oft auch überregional und stets eng verbunden mit der Solidarischen Kirche im Rheinland (SoKi). So war u. a. auch regelmäßig an den Protesten gegen den Kohleabbau im Hambacher Forst beteiligt.
Nach der Beendigung der aktiven Zeit als Pfarrer in Garath hörte das Engagement von Friedhelm Meyer nicht auf, sondern intensivierte sich: U.a. in der SoKi, in der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), in Ökumenischen Netzwerken im Rheinland (AK processus confessionis) und in Deutschland (Kairos Europa, ÖNiD), , bei ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie, im Vorstand des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge, im Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), bei „Düsseldorf stellt sich quer“, in der Initiative „Neue Namen“ (für Urdenbacher Straßen, die nach Kolonialverbrechern benannt sind), im Verein für die Fortsetzung der Sozial- und Kulturarbeit in der – von der Gemeinde inzwischen geschlossenen – Garather Hoffnungskirche, längere Zeit auch in der Solidarität mit den Roma, im Düsseldorfer Sozialforum und beim Obdachlosenprojekt fiftyfifty. Zudem wirkte er der Herausgabe mehrerer Bücher mit. Es sei uns verziehen, wenn hier mit Sicherheit viele seiner Wirkungsfelder fehlen.
Friedenhelm Meyer war Menschenfreund, Familienmensch, Friedensaktivist, Antifaschist, Kapitalismus- und Konzernkritiker und Umweltschützer.
Beispielgebend war, dass Friedhelm Meyer Antikommunismus nie Raum gab und sich stets für den gemeinsamen Einsatz aller ehrlich interessierten Kräfte für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz einsetzte. Wobei Rassismus, Sexismus und Faschismus für ihn stets rote Linien waren. Und ihm die unversöhnlichen Rahmenbedingungen des Profitdiktats des Kapitalismus stets gegenwärtig waren.
Friedhelm Meyer war sehr eng verbunden mit seiner Frau, die – als Ärztin berufstätig – ihm stets zur Seite stand. Unser herzliches Beileid gilt ihr und der Familie.
In der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) wirkte Friedhelm seit 1985, hat an unzähligen regionalen, überregionalen und internationalen Aktionen unseres konzernkritischen Netzwerkes mitgewirkt.
Bei ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie war er seit Gründung beteiligt und wirkte viele Jahre im Kuratorium der Stiftung.
CBG und ethecon stellen fest: Friedhelm Meyer war einer von uns. Wir werden sein Werk ehren und in seinem Sinne weiter wirken.