Antisemitischer Wahn und barbarische Gewalt als Ausdruck der weltweiten Krise des Kapitalismus – Für Israel als Rettungsprojekt für von Vernichtung bedrohte Juden

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Koblenz, 26.10.23.
Das Ökumenische Netz Rhein Mosel Saar sieht den gegen Israel gerichteten antisemitischen Wahn als Ausdruck der sich zuspitzenden Krise des Kapitalismus. In deren Verlauf verschaffe sich jener Antisemitismus Ausdruck, der bereits die entstehende Moderne begleitet habe. Die Juden werden – je nach Bedarf als minderwertige oder als übermächtige ‚Rasse‘, die über Geld und Macht verfügen, als diejenigen ausgemacht, die an allem Elend schuld sind. Statt angesichts des barbarischen Terrors der Hamas inne zu halten, entlade sich eine Welle des Antisemitismus über den Globus. Obwohl die Hamas offen auf die Vernichtung Israels und auf die Vernichtung aller Juden ziele, werde in Teilen der Linken der Angriff der Hamas als Teil einer Befreiungsstrategie für die Palästinenser gefeiert. Die Kritik des Netzes zielt aber auch auf Intellektuelle und zivilgesellschaftliche Organisationen – nicht zuletzt auf die Kirchen. Statt sich ohne ‚Ja, aber‘ auf die Seite der von Vernichtung bedrohten Juden zu stellen, flüchten sie sich in allgemeine Floskeln. Unterschiedslos sei von ‚allen Opfern‘ die Rede. Manche versuchten, die barbarische Gewalt der Hamas im Zusammenhang mit Israels Politik gegenüber den Palästinensern zu kontextualisieren, oder warnen beide Seiten vor einer Eskalation der Gewalt. Dabei werden antisemitische Stereotype bedient und die Drohung und Praxis der Vernichtung der Juden ignoriert.

Im Gegensatz dazu tritt das Netz dafür ein, den doppelten Charakter des Staates Israel wahrzunehmen. Er ist ein Rettungs- und Zufluchtsort für von Vernichtung bedrohte Juden und zugleich ein kapitalistischer Staat, der wie alle anderen Staaten auch den mit dem Kapitalismus verbundenen Krisen ausgesetzt ist. Wie andere kapitalistische Staaten suche er sich durch Rückgriff auf identitäre Konstrukte und Autoritarismus zu stabilisieren. In Israel werde auf religiöse Orthodoxie und autoritäre Politik zurückgegriffen, in anderen Staaten auf Nation, christliches Abendland, Arbeit, Geschlechteridentitäten. Exekutiert werde eine rohe und autoritäre Bürgerlichkeit vor allem gegen Migrant*innen.

Während sich die Krisensituationen in einer weltweiten Welle des barbarischen Antisemitismus entlädt, kann Israel sich nicht durch Antisemitismus entlasten. „Kapitalistischer Zerfall und mit ihm verbundene Tendenzen zur Barbarisierung gehen aber auch an Israel nicht spurlos vorbei. Sie sind aber nicht ‚jüdisch‘, sondern Teil jener Barbarisierungsprozesse, die sich im kapitalistischen Verfall ausagieren und deren Opfer auch Israel als Rettungsprojekt für Juden zu werden droht“, heißt es im Text des Ökumenischen Netzes. Umso so mehr müsse Israel als „Haus gegen den Tod“ (J.B. Metz) geschützt werden.

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