Stellungnahme zur gefährlichen Dynamik des einjährigen Krieges in der Ukraine: Eskalation und kein Ende in Sicht

Koblenz, 23.2.23. Der Krieg in der Ukraine eskaliert und kein Ende ist in Sicht. In einer Stellungnahme des Ökumenischen Netzes Rhein-Mosel-Saar zum morgigen Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine kritisiert das Netz die immer neuen Rufe nach der Lieferung immer weiterer Waffen, ohne dass eine Perspektive der Beendigung des Krieges in den Blick genommen werde. Statt Friedensverhandlungen – wie sie im März 2022 von Großbritannien und den USA torpediert wurden – werde die Militarisierung des Konflikts vorangetrieben. Dazu gehöre die eindimensionale Personalisierung der Auseinandersetzung auf Putin und ihre moralisierende Reduktion auf einen Kampf des ‚Guten‘ gegen das ‚Böse‘. So bewege sich die Legitimationen für die Eskalation in einem abstrakten Moralismus, der ebenso wenig wie die abstrakte Phraseologie von Freiheit und Demokratie einen Bezug zur Realität der Verhältnisse geschweige denn zu selbstkritischer Reflexion erkennen lasse.

Das Gefährliche der Auseinandersetzungen in der Ukraine sieht das Ökumenische Netz darin, dass sie nicht im Zusammenhang der Krise des global einbrechenden Kapitalismus – östlicher wie westlicher Machart – gesehen werde. Der Krieg sei aber nicht unabhängig von den sog. Vielfachkrisen des kapitalistischen Systems zu verstehen – vom Zerfall von Staaten, ökologischen Zerstörungsprozessen, wachsender Armut bis hin zu Flucht und Migration. Hier zeige sich, die dem Kapitalismus inne wohnende Tendenz zu Zerstörung und Vernichtung. Dafür dass sich eine hegemoniale Macht herauskristallisieren könnte, fehlt jede ökonomische Grundlage in neuen Möglichkeiten der Akkumulation von Kapital. Die Ignoranz gegenüber solchen Zusammenhängen mache die Auseinandersetzung um die Ukraine und deren Eskalation so irrational und gefährlich. Sie berge in sich die Tendenz zur Selbst- und Weltvernichtung, die zur Verteidigung der sog. westlichen Werte heldenhaft in Kauf genommen werde.

gez.

geschäftsführender Vorstand des Ökumenischen Netzes Rhein-Mosel-Saar