Friedensforum im Sozialforum Koblenz: Der Krieg in der Ukraine

Seit Ende Februar ist der russische Angriffskrieg in der Ukraine bestimmende Realität und lässt – von wenigen Ausnahmen abgesehen – anscheinend kaum anderes zu als sich einem pro-ukrainisch-‚liberalen’ oder einem pro-russisch-‚autoritären’ Lager zuzuordnen. Diesen medial zu Genüge geführten Diskurs wollen wir zumindest in unserem kleinen Friedensforum in Koblenz nicht reproduzieren. Wir wollen versuchen zu verstehen, was die Hintergründe dieses Krieges sind und wie er mit der Krise des kapitalistischen Weltsystems zusammenhängt. Dies soll Grundlage sein für eine gemeinsame, ggf. auch kontrovers ausgetragene Diskussion um Fragen wie Waffenlieferungen, Kriegsbeteiligung, Atomkriegsgefahr usw. – ohne dabei die Komplexität der Gemengelage populistisch zu verkürzen.

 

18.5., 19-21h, Großer Saal neben der Herz-Jesu-Kirche (Löhrrondell 1a)

Ein Krieg um die zerfallende Weltordnung

Mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine finden die Weltordnungskriege eine neue Stufe der Eskalation. Dieser Krieg lässt sich aber weder mit der Bosheit Putins noch mit der Bösartigkeit des Westens erklären. Entscheidend sind die strukturellen Zusammenhänge, die zu diesem Krieg geführt haben: der Zusammenbruch der herrschenden Weltordnung und ihrer Imperien in der Krise des globalen Kapitalismus.

Vortrag von und Diskussion mit Herbert Böttcher (Ökumenisches Netz Rhein-Mosel-Saar  / Exit! – Verein für kritische Gesellschaftswissenschaften)

 

31.5., 19-21h, Großer Saal neben der Herz-Jesu-Kirche (Löhrrondell 1a)

Krieg als Krisenkatalysator mit neuer ‚Qualität’!?

Die Wechselwirkung zwischen der sozialen und ökologischen Krise des Kapitals und dem neo-imperialistischen Stellvertreterkrieg in der Ukraine soll zum einen hinsichtlich dessen Genese skizziert werden: Wieso entbrannte dieser Konflikt um die Ukraine als ‚Grenzland’ zwischen Ost und West? Zum anderen sollen die fundamentalen Verschiebungen der globalen sozioökonomischen wie geopolitischen Strukturen und Dynamiken beleuchtet werden, die in Folge des Krieges einsetzten: Wohin tendiert die militarisierte Eskalationslogik dieses Krieges? Schließlich wird noch die Frage zu diskutieren sein, ob der Krieg als ein qualitativer Kipppunkt des kapitalistischen Krisenprozesses interpretiert werden kann, der das Ende der Ära neoliberaler Krisenverarbeitung einleitet?

Vortrag und Diskussion mit Tomasz Konicz (Sachbuchautor und Journalist)

 

13.6., 19-21h, Großer Saal neben der Herz-Jesu-Kirche (Löhrrondell 1a)

Selbstvernichtung und Weltvernichtung – (männliche) Gewaltbereitschaft unter Krisenbedingungen

Anhand des Beispiels Amok werden Zusammenhänge zwischen (männlichen) Ängsten vor Autonomieverlust, Abhängigkeit, Kränkung… und Gewaltbereitschaft in den Blick genommen. Dabei soll angedeutet werden, wie eine paranoid gefärbte männliche „Kampf-Abwehr-Haltung“ (Ralf Pohl) gerade in Krisenzeiten aktiviert werden kann, um die angedeuteten (narzisstischen) Gefahren abzuwehren, dies nicht selten um den Preis, dass eine latente Gewaltbereitschaft in offene Gewalt umschlägt. Die Phänomene der Heroisierung der ukrainischen Soldaten als Verteidiger ‚unserer‘ Demokratie und Freiheit sowie die Bereitschaft von (rechten) Männern aus Europa und den USA nun in der Ukraine ihre Freiheit wehrhaft zu verteidigen, sollen anhand dieser Überlegungen etwas einzuordnen versucht werden.

Vortrag und Diskussion mit Leni Wissen (Autorin der Zeitschrift Exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft)

 

 Bei der Veranstaltung ist das Tragen von Masken Pflicht, nur die ReferentInnen können ohne Maske referieren. Um Covid-Selbsttests vorab wird gebeten.

Veranstalter: Ökumenisches Netz Rhein-Mosel-Saar, KHG und pax christi Gruppe Koblenz.