Gottesdienst zum Ersten Fastensonntag 2024 (Lesejahr B) – Zu Mk 1,12-15 und Gal 3,26-4,3

Kyrie

Jesus Christus, unser Bruder und Herr, du wurdest in der Wüste den Versuchungen der Macht ausgesetzt.

Gl 266, Kv

Du hast den Versuchungen widersagt und der Macht Roms widerstanden.

Gl 266, Kv

Du hast die Nähe des Reiches Gottes verkündet. Uns rufst du zur Umkehr in deine Nachfolge.

Gl 266, Kv

Erste Lesung: Gen 9,8-15

Hinführung:

Nach der vernichtenden Flut schließt Gott mit Noach einen Bund. Er verspricht, die Schöpfung nie mehr zu vernichten. Als Zeichen dafür hängt er den Kriegsbogen an den Himmel. Gott entwaffnet sich und macht aus einem Zeichen des Krieges ein Zeichen des Friedens. Heute hören wir die alte Geschichte von Gottes Bund mit der Schöpfung in einer Zeit, in der Menschen dabei sind, die Schöpfung zu vernichten. Gott ist umgekehrt. Die Umkehr seiner menschlichen Geschöpfe steht aus.

Text: Gen 9,8-15

8 Nach der Flut sprach Gott zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren: 9 Ich bin es. Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch und mit euren Nachkommen nach euch 10 und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde bei euch, mit allen, die aus der Arche gekommen sind, mit allen Wildtieren der Erde überhaupt. 11 Ich richte meinen Bund mit euch auf: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben. 12 Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: 13 Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde. 14 Balle ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, 15 dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch vernichtet.

Zwischengesang

Zweite Lesung: Gal 3,26-4,3

Hinführung:

Paulus erinnert seine Gemeinde in Galatien an die Taufe. Mit der Taufe hatten die Christen die römische Kleiderordnung, die Menschen in oben und unten trennt, ab- und mit dem Taufkleid das Gewand Christi angelegt. Nun aber sind Getaufte rückfällig geworden. Sie wollen wieder in Verhältnissen und Beziehungen leben, in denen die einen über- und die anderen untergeordnet sind. Paulus wirft ihnen vor, sie hätten sich wieder zu unmündigen Sklaven der Gestirne gemacht, in deren astraler Macht die Verhältnisse der Über- und Unterordnung verankert seien.

Text: Gal 3,26-4,3

26 Alle seid ihr durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. 27 Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. 28 Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus. 29 Wenn ihr aber Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen, Erben gemäß der Verheißung.

1 Ich sage aber: Solange der Erbe unmündig ist, unterscheidet er sich in keiner Hinsicht von einem Sklaven, obwohl er Herr ist über alles; 2 er steht unter Vormundschaft und sein Erbe wird verwaltet bis zu der Zeit, die sein Vater festgesetzt hat. 3 So waren auch wir, solange wir unmündig waren, Sklaven der Elementarmächte dieser Welt.

Evangelium: Mk 1,12-15

12 Und sogleich nach der Taufe trieb der Geist Jesus in die Wüste. 13 Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.

14 Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes 15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!

Auslegung (zu Mk 1,12-15 und Gal 3,26-4,3)

Sogleich“ nach seiner Taufe „trieb der Geist Jesus in die Wüste“. So beginnt unser Evangelium. Die Wüste hat es bei Markus in sich. Sie erinnert er an die Verwüstung Jerusalems. Nach seiner Zerstörung durch die Römer war es zu einem wüsten Ort geworden. Damit war auch Israel ‚verwüstet‘, war doch genau der Ort zerstört, mit dem Israel das Wohnen Gottes in der Mitte seines Volkes verbunden hatte. Zugleich ist die Wüste ein Ort der Versuchung. Sie erinnert an die 40 Jahre, in denen Israel nach der Befreiung aus Ägypten durch die Wüste irrte und dabei der Versuchung ausgesetzt war, wieder unter die Knute Ägyptens zurück zu kehren oder seinen nun ohnmächtig erscheinenden Gott durch ein Symbol der Macht, ein Goldenes Kalb, zu ersetzen. Zudem ist die Wüste ein gefährlicher Ort. Da lauern „wilde Tiere“. Mit den „wilden Tieren“ greift Markus ein Bild aus dem Buch Daniel auf. Da ist von Bestien die Rede, die Israel bedrohen. Mit dem Bild von den Bestien sind die Herrschaftssysteme gemeint, denen Israel in seiner Geschichte unterworfen war. In der Zeit des Markus erinnert dieses Bild auch an die „wilden Tiere“, denen in Rom Menschen zum Fraß vorgeworfen wurden, die im Verdacht standen, gegenüber Rom nicht loyal zu sein.

In der Wüste lauern Gefahren. Ihre Leere macht orientierungslos. Das ganze Elend der Verwüstungen und die Ohnmacht, ihnen ausgeliefert zu sein, treten ins Bewusstsein. Ängste werden wach. Versuchungen stellen sich ein. Jesus ist der Versuchung ausgesetzt, sich der verwüstenden Herrschaft Roms anzupassen oder auf die Karte eigener Herrschaft zu setzen. Auch die Christen in der Gemeinde des Markus sind angesichts der Verwüstung Jerusalems Versuchungen ausgesetzt. Was soll da ein machtloser Messias? Heute wird der Globus durch Krieg und die Zerstörung der Lebensgrundlagen verwüstet. Da lauert die Versuchung, sich in Wohlfühl-Oasen einzurichten und sich den Verhältnissen anzupassen. Während die einen den Kopf in den Sand stecken, um unbesorgt leben zu können, sollen die anderen ruhig zur Beute wilder Tiere, d.h. Opfer von Verhältnissen werden, die das Leben zerstören. Auch die Versuchung, auf ‚Goldene Kälber‘ zu setzen, ist nicht vom Tisch. Sie symbolisieren die Sehnsucht nach Macht und Überlegenheit. In der Logik ‚roher Bürgerlichkeit‘ sollen diejenigen gesichert werden, die zur eigenen Gruppe, zum eigenen Volk, zur eigenen Nation, zu den Arbeitenden, zu den Fähigen und Leistungsbereiten gehören. Grenzen werden zementiert zwischen Verwertbaren und Überflüssig-Gemachten, Erfolgreichen und Verlierern, Starken und Schwachen und vor allem gegen Menschen, die vor all den Verwüstungen fliehen müssen. Begleitet ist das alles von der Versuchung, Sündenböcke für Krisen und Verwüstungen auszumachen, wieder einmal alle möglichen Übel auf die Juden und den Staat Israel zu projizieren.

Statt sich kritisch mit den kapitalistischen Verhältnissen auseinander zu setzten, die heute den Globus verwüsten, treibt der Un-Geist dazu, sie für normal zu halten und sich an dieser Normalität festzuklammern. In solchem Un-Geist ist jene Macht wirksam, die Markus Satan nennt. Der Satan ist kein personalisierter Teufel. Zu denken ist vielmehr an Dynamiken, die dazu treiben, dass Menschen von der herrschenden Normalität so besessen sind, dass sie lieber die Ausgrenzung verzweifelter Menschen und die Zerstörung der Schöpfung hinnehmen als die tödliche Normalität der Verhältnisse in Frage zu stellen. Diese erscheint vernünftig, ist aber Ausdruck eines Wahns, der in die Vernichtung anderer und der Schöpfung treibt. Biblisch gesprochen: Solche Besessenheit gewinnt da Raum, wo Gott und Götzen vertauscht werden, heute da, wo das Leben dem Kapital als ‚Goldenem Kalb‘ geopfert wird – und das in dem Wahn, mit solcher Normalität ließe sich das Leben sichern.

Nur wenn Jesus den Versuchungen widersteht, sich mit den Verhältnissen abzufinden oder danach, die Macht Roms durch andere Machtverhältnisse zu ersetzten, kann er das Reich Gottes verkünden. Mit Gottes Herrschaft sind keine Verhältnisse zu vereinbaren, in denen die einen den anderen zu unterwerfen haben. Deshalb kann Jesus das Reich Gottes nicht in allgemeinen, religiös erbaulichen Redensarten verkünden, die von den realen Verhältnissen absehen und niemandem weh tun. Er muss sich dem stellen, was denen weh tut, die unter der Herrschaft Roms zu leiden haben. Das geht nicht ohne Konflikte und Gefahren. Entsprechend leitet Markus Jesu Verkündigung des Reiches Gottes mit den Zeitvermerk ein: „Nachdem Johannes ausgeliefert war…“ Mit der Inhaftierung des Johannes ist „die Zeit … erfüllt“. Auch das ist keine erbauliche Rede, sondern meint: Mit der Inhaftierung des Johannes ist das Maß römischer Herrscht voll; jetzt steht die Verkündigung von Gottes Herrschaft an.

Die Herrschaft Gottes beinhaltet den Bruch mit den herrschenden Verhältnissen und ihrer Normalität. So riskiert auch Jesus, wie Johannes dem Tod ausgeliefert zu werden. Daher kann er nicht vollmundig davon sprechen, das Reich Gottes sei ‚da‘. ‚Da‘ ist – das wissen die Christen in der Gemeinde des Markus nur allzu genau – ‚Da‘ ist die Herrschaft Roms, die Jesus ans Kreuz gebracht und zur Zeit des Markus gerade Jerusalem verwüstet hat. „Das Reich Gottes“ sei „nahe“, sagt Jesus. Es ist weder heilsgewiss zu identifizieren noch zu definieren, also mit Be-Grenzungen abzuschotten. Es kommt nahe, wenn Menschen sich von der verwüstenden Herrschaft Roms ab und dem Weg der Nachfolge Jesu und darin Israels Gott der Befreiung zuwenden. Deshalb heißt es: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“

Die Aufforderung zur Umkehr begleitet uns auf dem Weg durch die Fastenzeit. Umkehr ist eine Kehrtwende. Sie beinhaltet eine Abkehr, ein Nein, das ‚Ich widersage‘. In der Taufe sprechen wir es, bevor wir sagen: ‚Ich glaube‘. Auch Jesu Verkündigung des Reiches Gottes geht eine Absage voraus. Er widersagt den Versuchungen, sich den herrschenden Verhältnissen anzupassen und darin Israels Gott der Befreiung mit Götzen der Herrschaft zu vertauschen. Mit der Fastenzeit bereiten wir uns auf das Fest der Auferweckung des Gekreuzigten vor. Gestärkt im Vertrauen darauf, dass Gott das ‚letzte‘ Wort gegen versklavende Herrschaft spricht, erneuern wir in der Osternacht unser Taufbekenntnis. Worum es dabei geht, hat Paulus in seinem Brief an die Galater deutlich gemacht: Wer „auf Christus getauft ist“, hat „Christus angezogen“, betont er. Damit spielt er auf das Symbol des Taufkleids an, darauf dass vor der Taufe die alten Kleider abgelegt und nach der Taufe das Taufkleid als neues Kleid angelegt wurde. Mit der alltäglichen normalen Kleidung wird die römische Kleiderordnung an und mit dem Taufkleid das Gewand Christi angelegt. Symbolisiert wird damit ein Wechsel der Zugehörigkeit. Getaufte erteilen der Welt des römischen Imperiums eine Absage. Sie wollen zu Christus gehören und den Weg des Evangeliums gehen. Was das bedeutet, macht Paulus in Formulierungen deutlich, die ein dreifaches Nein beinhalten:

  • Es gilt nicht mehr Juden und Griechen. Dieses Nein richtet sich gegen Bestrebungen, nicht-jüdischen Menschen, die zu Christus gehören wollen, Beschneidung und Speisegebote aufzuerlegen. Diese Abgrenzungen sind überwunden.

  • Es gilt nicht mehr Sklaven und Freie. Dieses Nein richtet sich gegen die römischen Herrschaftsverhältnisse, unter denen wenige frei und viele bis hin zu anderen Völkern arm und versklavt sind.

  • Es gilt nicht mehr männlich und weiblich. Dieses Nein richtet sich gegen den patriarchalen Charakter der römischen Herrschaft, in der Frauen den Männern untergeordnet sind und sich in der Herrschaft der Väter über Frauen, Kinder und Sklaven in den Familien die Herrschaft des Kaisers im Reich widerspiegeln soll.

Wer sich solchen Strukturen der Über- und Unterordnung unterwirft, ist – so Paulus – ein unmündiger „Sklave der Elementarmächte“. Paulus verweist hier auf den Kosmos und seine Gestirne. In deren Ordnung sind nach antiken, aber auch esoterischen Verstellungen die Über- und Unterordnungen, die sich in den geschichtlichen Systemen der Herrschaft spiegeln, grundgelegt. Dagegen betont Paulus: Der unter römischer Herrschaft Gekreuzigte ist der ‚Herr‘ – auch über den Kosmos. So ist auch die ‚himmlische‘ Grundlage ‚irdischer‘ Herrschaft entthront. Gottes Wille soll geschehen im Himmel, am Himmel und auf der Erde.

In der Erinnerung an Jesu Weg und seine Verwurzelung in den Traditionen seines Glaubens werden wir an den Sonntagen der Fastenzeit die biblische Absage an versklavende Herrschaftsverhältnisse im Blick auf das Leben in unserer Gesellschaft bedenken. Dabei orientieren wir uns an dem dreifachen Nein, von dem Paulus geschrieben hat. Wir buchstabieren es im Blick auf die Herrschaft des Kapitalismus, in der Menschen dem irrationalen Zweck der Vermehrung von Kapital um seiner selbst willen unterworfen sind und geopfert werden. Aus dieser Herrschaft können wir nicht einfach aussteigen. Und dennoch stehen wir ihrer elementaren Macht nicht als unmündige Sklaven gegenüber. Sie funktioniert nur, wenn es Menschen gibt, die sich diese Herrschaft „in Gedanken, Worten und Werken“ zu eigen machen. Es ist also keineswegs gleichgültig, was wir alltäglich über Menschen auf der Flucht, über Arme und Ausgegrenzte, über Juden und Antisemitismus, die Klimakatastrophe und deren Zusammenhänge denken und reden und wie wir uns dazu verhalten. Ebenso wenig ist es egal wie wir und gegenüber unseren Mitmenschen verhalten, ob wir in ihnen Konkurrenten sehen, gegen die wir uns durchsetzen wollen, oder Mitmenschen, mit denen wir gemeinsam unterwegs sind, ob wir solidarisch mit einander leben wollen oder scharf darauf sind, die ‚Größten‘ zu sein. In all dem können wir den Strukturen sündiger, weil tödlicher Herrschaft kritisch ‚widersagen‘ oder sie uns zu eigen machen, nämlich dann, wenn wir in stillschweigendem Einverständnis mit der herrschenden Normalität leben oder ihre Wahnvorstellungen sogar befürwortend mittragen.

Die österliche Bußzeit ist eine Zeit gesellschafts- und selbstkritischen Nachdenkens. Sie führt hin auf Ostern, das Fest der Auferweckung des Gekreuzigten. Es ist verbunden mit der Hoffnung, dass verschlossene Herzen und geschlossene Verhältnisse geöffnet, ja sogar die Grenzen des Todes gesprengt werden. Die Bußzeit will uns so vorbereiten, dass wir uns von diese Bewegung der Befreiung mitreißen lassen und jetzt schon in unserem Leben daran teilhaben können – in „Gedanken, Worten und Werken“.

Fürbitten

Guter Gott, wir vertrauen darauf, dass du die Schreie geknechteter Menschen hörst und die Gewalt siehst, die deiner Schöpfung angetan wird. Wir bitten dich:

für Juden, die weltweit antisemitischer Hetze und Vernichtungsdrohungen ausgesetzt sind; für Juden in unserer Gesellschaft, die diskriminiert und tätlich angegriffen werden; für Israel als Staat, der vernichtet werden soll:

um Menschen, die sich an die Seite der Juden stellen; um den Geist der Erkenntnis, der hilft, Antisemitismus zu erkennen; um den Geist der Stärke, der die Kraft gibt, sich öffentlich gegen Antisemitismus zu stellen; um Wege für Israel, sich gegen seine drohende Vernichtung zu wehren und dabei das Leben der Zivilbevölkerung zu achten

Gott, unserer Retter und Befreier…

für Menschen in Palästina, die unter der Verteidigung Israels und dem Terror der Hamas zu leiden haben; für diejenigen, die als lebende Schutzschilde von der Hamas in Geiselhaft genommen werden; für alle, die ohne medizinische Versorgung bleiben; für diejenigen, die keine Wege der Flucht mehr finden können:

um Menschlichkeit und um menschliche Hilfe; um Auswege aus der Gefangenschaft; um Abkehr von allen Drohungen, Israel zu vernichten

Gott, unserer Retter und Befreier…

für alle, die zu Opfern der weltweiten Verwüstungen werden; für diejenigen, denen durch die Zerstörung der Schöpfung die Grundlagen des Lebens entzogen werden; für die Opfer der Kriege weltweit; für Menschen auf der Flucht; für Arme in unserer Gesellschaft, die ausgegrenzt und als Arbeitsverweigerer diskriminiert werden:

um Menschen, die empfindsam sind für all das, was Menschen zu erleiden haben; um die Fähigkeit, die Strukturen von Macht und Herrschaft zu erkennen; um die Kraft zu widersagen; um Umkehr in Gedanken, Worten und Werken

Gott, unserer Retter und Befreier…

für Frauen, die dafür zu sorgen haben, dass Menschen geliebt und umsorgt werden und deren Tätigkeit oft abgewertet wird; für Frauen, die Beruf und Familie in Einklang bringen müssen; für all die Frauen, die in den Krisen oft allen dafür sogen müssen, dass Kinder versorgt und Alte gepflegt werden:

um Solidarität in der Sorge um das Leben und Überleben; um Anerkennung und gerechten Lohn für Sorge- und Pflegetätigkeiten; um Überwindung der Abspaltung der Sorgetätigkeiten von wirtschaftlicher Produktion

Gott, unserer Retter und Befreier…

für alle, die sich mit der Normalität der Verhältnisse identifizieren; für diejenigen, die von Herrschaft und Gewalt nicht lassen können und nach einer Sicherheit suchen, die andere zu Opfern werden lässt; für Politiker und Parteien, die aus den Sorgen und Ängsten von Menschen einen politischen Vorteil ziehen wollen:

um Befreiung von Normalitätsbesessenheit; um Distanz und Selbstkritik; um Bereitschaft, die Wahrheit zu erkennen, sie zu sagen und umzukehren

Gott, unserer Retter und Befreier…

für Christinnen und Christen, die sich auf Ostern vorbereiten; für die Kirchen, denen es aufgegeben ist, inmitten all der Krisen die Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden:

um Unterbrechung im alltäglichen Getriebe; um die Kraft, die Zeichen der Zeit zu erkennen und den Mut, sie theologisch zu bedenken; um Umkehr in der Kraft des Geistes

Gott, unserer Retter und Befreier…

für die Toten, für all die Opfer in den zahlreichen Katastrophen, für diejenigen die ihr Leben im Einsatz für Menschlichkeit und Befreiung eingesetzt haben und für die Toten aus unserer Nähe:

um Gerechtigkeit und Frieden in deinem Reich, um Auferstehung in einen neuen Himmel und eine neue Erde

Gott, unser Retter und Befreier…

Um all das bitten wir dich, weil wir auch in diesen Zeiten, die viele zweifeln und verzweifeln lassen, nicht von dem Vertrauen lassen können, dass du dich auch in unserer Zeit als Retter und Befreier erweisen willst.

Herbert Böttcher