Apg 18,18-23
18 Paulus blieb noch längere Zeit. Dann verabschiedete er sich von den Brüdern und segelte zusammen mit Priscilla und Aquila nach Syrien ab. In Kenchreä hatte er sich aufgrund eines Gelübdes den Kopf kahl scheren lassen. 19 Sie gelangten nach Ephesus. Dort trennte er sich von den beiden; er selbst ging in die Synagoge und redete zu den Juden. 20 Sie baten ihn, noch länger zu bleiben; aber er wollte nicht, 21 sondern verabschiedete sich und sagte: Ich werde wieder zu euch kommen, wenn Gott es will. So fuhr er von Ephesus ab, 22 landete in Cäsarea, zog nach Jerusalem hinauf, begrüßte dort die Gemeinde und ging dann nach Antiochia hinab. 23 Nachdem er dort einige Zeit geblieben war, zog er weiter, durchwanderte zuerst das galatische Land, dann Phrygien und stärkte alle Jünger.
Nach den Ereignissen in Korinth (18,1-17) erzählt die Apostelgeschichte, wie Paulus zwischen verschiedenen Orten wechselt. Erzählt wird nur von seinen Abschieden von den messianischen Gemeinden. Ziel seines umtriebigen Reisens ist es, „alle Jünger zu stärken“ (V. 23). Nach seinem Abschied müssen sie ohne ihn auskommen.
Nicht recht zu erklären ist die Bemerkung, Paulus habe sich, „aufgrund eines Gelübdes den Kopf scheren lassen“ (V. 18). In Num 6,1ff ist vom „Nasiräergelübde“ die Rede. Es beinhaltet die Enthaltsamkeit von Wein und Bier sowie von Trauben und Traubensaft. Dies ist Ausdruck dafür, dass Menschen „dem Herrn geweiht sind“ (Num 6,1). Während der Zeit, in der das Gelübde in Kraft ist, „soll auch kein Schermesser ihr Haupt berühren“ (Num 6,5). Die Loslösung vom Gelübde konnte nur in Jerusalem erfolgen. Nach Apg 18,22 „zog“ Paulus nach seiner Landung in Cäsarea „nach Jerusalem hinauf“. Ist das Gelübde Ausdruck der Bindung aller Juden und auch des Evangeliums an Jerusalem, die Lukas immer wieder betont? Dafür könnte Röm 15,19 sprechen, wo Paulus betont, er habe „von Jerusalem aus in weitem Umkreis bis nach Illyrien das Evangelium Christi zur Erfüllung gebracht“. Dies ist umso auffälliger, da Paulus nur kurze Zeit in Jerusalem war.
Insgesamt machen die Verse einen gehetzten und eher protokollierenden, vielleicht auch zusammenfassenden Eindruck. Es werden Stationen genannt, ohne von Ereignissen zu berichten. Nach dem Aufbruch aus Ephesus, wo Paulus sich von seinen beiden Begleitern getrennt hat (V. 19), ist Paulus allein unterwegs. Er sucht noch einmal Orte auf, an denen er Jüngerinnen und Jünger gewonnen hatte. Sein Ziel ist es, sie gleichsam auf einer Abschiedsreise noch einmal zu stärken. Bald wird Paulus wieder in Ephesus sein (18,24ff), das dann im Mittelpunkt des Geschehens steht, von dem Lukas weiter erzählt.