Kritische Einschätzungen aus Sicht der Gesellschaftstheoretikerin Roswitha Scholz
Nach der Zeit eines dekonstruktivistischen Feminismus bestimmen seit den Krisenschüben Ende der 1990er Jahre (Krise der Kleinen Tiger, Etablierung von Hartz-IV, Finanzmarktkrise 2008 ff. u. a.) in den letzten Jahren marxistisch-materialistische Ansätze den feministischen Diskurs. Je mehr sich der „Kollaps der Modernisierung“ (Robert Kurz) seither zeigt, desto mehr droht das Pendel gar in eine vulgärmarxistische Richtung umzuschlagen. Zugespitzt wird das nach Einschätzung von Roswitha Scholz in dem Manifest „Feminismus für die 99 %“ von Cinzia Arruzza, Tithi Bhattacharya und Nancy Fraser deutlich. Dessen Kritik wird Thema des Vortrags sein soll, in dem etwa Rasse, Klasse, Geschlecht nur oberflächlich, vermeintlich gleichberechtigt, miteinander vermittelt werden – erweitert um die Thematik von (‚Trümmer’)-Frauen als Retterinnen in der sich zuspitzenden Krise. Die in dem Manifest vertretene Position läuft so einfach auf einen androzentrischen Kapitalismus als Master-Komplex hinaus, ohne dem Anderem des Kapitalismus als solchem wirklich Rechnung zu tragen. Ebenso wird Naturbeherrschung nur einem allein auf das „Plusmachen“ ausgerichteten Kapitalismus und seinen Agenten zugeschrieben. In diesem Sinne soll an diesem „feministischen“ Manifest nicht zuletzt kritisiert werden, dass das asymmetrische Geschlechterverhältnis, aber auch Rassismus, Homophobie usw. wieder einmal zu Nebenwidersprüchen gemacht werden, wie vormals schon in marxistisch-traditionellen Konzepten.
Uhrzeit: 10.00-12.30h
Ort: Café Atempause/Christuskirche (Hintereingang in v. Werth-Straße), 56068 Koblenz.
Das Tragen von Masken ist Pflicht, Selbsttests vorab wären wünschenswert!