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Koblenz, 27.04.2022.
Mit der Forderung, die Kriegstreiberei zu unterbrechen, wendet sich das Ökumenische Netz Rhein-Mosel-Saar gegen die Eskalation des Krieges in der Ukraine. Es sei illusionärer Selbstbetrug, davon auszugehen, dass trotz immer neuer Waffenlieferungen die NATO nicht zur Kriegspartei werde. Es sei abzusehen, dass dieser Krieg mit immer mehr Toten, mit zerstörten Städten und zerstörten Lebensgrundlagen erkauft sei, die sich bis hin zu immer mehr Hungertoten in Ländern Afrikas auswirkten. Das rhetorische Befeuern des Krieges in Verbindung mit der Lieferung von immer mehr Waffen könne einer atomaren Katastrophe den Weg bereiten. Mit der ungebremsten Lieferung von Waffen potenzierten die NATO-Staaten die Fehler, die mit der ungebremsten Osterweiterung samt abgebremster Rüstungskontrolle gemacht worden seien.
Gefordert sei Unterbrechung der rhetorischen und praktischen Kriegstreiberei. Sie müsse mit kritischer Selbstreflexion und Neuorientierung einhergehen. Unterbrechende kritische Selbstreflexion schließe eine Verurteilung des russischen Krieges gegen die Ukraine ein und könne zugleich zu der Erkenntnis führen, dass er im Zusammenhang des auf seine innere Grenze stoßenden und zerfallenden kapitalistischen Weltsystems gesehen werden müsse. „Daran scheitern die imperialen Halluzinationen Russlands ebenso wie die der USA bzw. der NATO. Die zerfallende kapitalistische Welt ist auch militärisch nicht mehr beherrschbar“, heißt es in dem Text des Ökumenischen Netzes. Statt kritischer Erkenntnis der Grenzen und des Scheiterns mache sich ein gefährlicher und illusionärer Größenwahn breit, der zum Vernichtungswahn zu werden drohe.
Kritisiert werden auch die Kirchen, die in ihrem selbstbezüglichen Anpassungswahn Waffenlieferungen ‚abgesegnet‘ hätten und an die ‚Zeitenwende‘ angepasste Korrekturen der Friedensethik für notwendig hielten. Sie werden an die herrschaftskritischen biblischen Traditionen erinnert. In ihnen verwurzelt hätten frühchristliche bzw. messianische Gemeinden der Herrschaft Roms widerstanden, ohne der Versuchung zu erliegen, sich in den bewaffneten Kampf gegen Rom einzubringen und sich darin – und das noch aussichtslos – Rom gleichzumachen. Dies sei zugleich eine Lehre, die sie aus der Zerstörung Jerusalems und ihren Folgen gezogen hätten.
gez. Vorstand und Geschäftsführung des Ökumenischen Netzes Rhein-Mosel-Saar