Ein neuer (Teil-)Lockdown und alte Ungereimtheiten

Koblenz, 2.11.2020

Der Lockdown und die vielen Corona-Diskussionen beinhalten zahlreiche Ungereimtheiten, wissenschaftlich, kulturell und politisch. Das Ökumenische Netz Rhein-Mosel-Saar hat sie in einer Stellungnahme kritisch beleuchtet.

Wenn sich die Virologen Streeck und Schmidt-Chanasit in Verbindung mit dem Präsidenten der kassenärztlichen Vereinigung zu Corona äußern, „sprechen ‚Wissenschaft und Ärzteschaft‘“. Dass die genannten trotz ihrer auch wissenschaftlich umstrittenen Position diesen Eindruck erwecken, gehört zu den registrierten Ungereimtheiten in der Debatte um den (Teil-)Lockdown. Noch schlimmer sei, dass sie über die bedrohliche Lage für gefährdete Menschen wie die Überforderung von Pflegekräften zynisch hinweggingen.

„FDP, AfD und BILD inszenieren sich als Verteidiger von Freiheit und Demokratie.“ Dies benennt das Netz als eine Ungereimtheit in der politischen Debatte. Diese Verteidigung schrieben sich ausgerechnet die Kräfte auf die Fahne, die für Sozialdarwinismus und Repression gegen Schwache stehen. Darin werde zugleich deutlich, dass politische Repression und der vor allem in den Lagern für Geflüchtete durchgesetzte ‚Ausnahmezustand‘ Teil der Demokratie als einer Medaille mit einer liberalen und zugleich autoritär-repressiven Seite seien.

Widersprüchlichkeiten sieht das Netz auch in Stellungnahmen aus dem kulturellen Bereich. Stimmen aus der Kulturszene wehrten sich dagegen, mit der Event- und Freizeitindustrie „auf einer Stufe ‚gelockdownt‘ zu werden“. Dabei habe doch gerade die Kulturszene nicht genug davon bekommen können, sich als erlebnis-, event- und unterhaltungsintensiv zu präsentieren. In der Logik kulturindustrieller Unternehmen habe sie sich dem Kundenmarkt angepasst und dabei jene Autonomie geopfert, die jetzt als gesellschaftlich unverzichtbar eingeklagt werde.

Stellungnahme des geschäftsführenden Vorstands des Ökumenischen Netzes