Hochfest der Geburt Johannes des Täufers

Die Gedenk- und Festtage der Heiligen fallen auf ihren Todestag. Er wird als Geburtstag für den Himmel verstanden. Anders ist das bei Jesus, Maria und Johannes dem Täufer. Bei ihnen wird auch des Fest der Geburt gefeiert. Das Hochfest der Geburt Johannes des Täufers fällt auf den 24.6., also auf einen Tag, der sechs Monate vor dem Fest der Geburt Jesu liegt. Darin wird die gegenüber anderen Heiligen besondere Bedeutung des Täufers unterstrichen. Zugleich steht das Datum an der Zeit der Sonnenwende. Darin wiederum kommt die Bedeutung des Täufers in seiner Beziehung zum Messias Jesus zum Ausdruck. Er hat ihm durch sein Zeugnis den Weg bereitet und sich in seinen Dienst gestellt. Der Evangelist Johannes hat dies mit einer dem Täufer in den Mund gelegten Bemerkung zum Ausdruck gebracht: „Er muss wachsen, ich aber geringer werden“ (Joh 3,30). Genau das kommt im Lauf der Sonne zum Ausdruck. Ihr Licht nimmt mit dem Datum der Geburt des Johannes bis zur Geburt Jesu ab, um dann – mitten in der Finsternis des Winters (auf der Nordhalbkugel) – wieder zuzunehmen.

Am Hochfest der Geburt des Johannes strahlt das Licht des Messias auf Johannes zurück. Es strahlt in den biblischen Lesungen zum Fest auf:

Erste Lesung: Jes 49,1-6

Hinführung:

Wie das Leben Jesu wird das Leben des Johannes mit einem Text aus den Gottesknechtsliedern aus der Tradition des Propheten Jesaja gedeutet. Mit dem zweiten Lied kommt die Berufung des Johannes in den Blick. Zugleich ist schon seine Hinrichtung unter Herodes angezeigt. Gott hat den Mund des Johannes wie Jesu Mund „zu einem scharfen Schwert“ (49,2) gemacht, das für Gottes Gerechtigkeit eingetreten ist. Dabei hat er sich „vergeblich … bemüht“, seine „Kraft umsonst und nutzlos vertan“ (49,4). Gott aber hat ihn als Wegbereiter Jesu bereits „zum Licht für die Völker“ (49,6) gemacht. Nicht nur in der Verkündigung des Johannes, sondern auch in seinem Schicksal der Erniedrigung durch seine Hinrichtung und seine ‚Erhöhung‘ zum „Licht der Völker“ ist der Weg Jesu zu Kreuz und Auferstehung bereits vorgezeichnet.

Text:

1 Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der HERR hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt. 2 Er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert, er verbarg mich im Schatten seiner Hand. Er machte mich zu einem spitzen Pfeil und steckte mich in seinen Köcher. 3 Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will. 4 Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft für Nichtiges und Windhauch vertan. Aber mein Recht liegt beim HERRN und mein Lohn bei meinem Gott. 5 Jetzt aber hat der HERR gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht geformt hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammelt werde. So wurde ich in den Augen des HERRN geehrt und mein Gott war meine Stärke. 6 Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht der Nationen; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.

Zwischengesang: Ps 139 1-3.13-16

1 Für den Chormeister. Von David. Ein Psalm. HERR, du hast mich erforscht und kennst mich. 2 Ob ich sitze oder stehe, du kennst es. Du durchschaust meine Gedanken von fern. 3 Ob ich gehe oder ruhe, du hast es gemessen. Du bist vertraut mit all meinen Wegen. 13 Du selbst hast mein Innerstes geschaffen, hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter. 14 Ich danke dir, dass ich so staunenswert und wunderbar gestaltet bin. Ich weiß es genau: Wunderbar sind deine Werke. 15 Dir waren meine Glieder nicht verborgen,/ als ich gemacht wurde im Verborgenen, gewirkt in den Tiefen der Erde. 16 Als ich noch gestaltlos war, sahen mich bereits deine Augen. In deinem Buch sind sie alle verzeichnet: die Tage, die schon geformt waren, als noch keiner von ihnen da war.

Zweite Lesung: Apg 13,16.22-26

Hinführung:

Johannes steht für die Verwurzelung des Messias Jesus im Ersten Testament. Auch wenn Johannes nicht der Messias ist, so verschwindet er doch nicht hinter dem Messias. Er bleibt verbindlich wie das Erste Testament. Seine Botschaft der Umkehr und der Taufe hat die messianische Gemeinde aufgenommen. Sie verkündet sie jetzt „allen Völkern …, damit ihre Sünden vergeben werden“ (Lk 24,47). Gruppen aus Israel waren in die Irre gegangen (d.h. sündigen), weil sie gegen Rom eine eigene Herrschaft errichten wollten. Das Ende war der Sieg Roms, die Zerstörung Jerusalems und die Vertreibung der Juden. Wie Israel neu gesammelt und aufgerichtet werden soll, so soll es allen von Rom unterdrückten Völkern geschehen. Alle sollen an der Hoffnung auf Befreiung teilhaben, nicht als Hoffnung auf neue Herrschaft, sondern auf deren Überwindung.

Text:

16 In der Synagoge von Antioachia in Pisidien stand Paulus auf, gab mit der Hand ein Zeichen und sagte: Ihr Israeliten und ihr Gottesfürchtigen, hört! 22 Nachdem er ihn verworfen hatte, erhob er David zu ihrem König, von dem er bezeugte: Ich habe David, den Sohn des Isai, als einen Mann nach meinem Herzen gefunden, der alles, was ich will, vollbringen wird. 23 Aus seinem Geschlecht hat Gott dem Volk Israel, der Verheißung gemäß, Jesus als Retter geschickt. 24 Vor dessen Auftreten hat Johannes dem ganzen Volk Israel eine Taufe der Umkehr verkündet. 25 Als Johannes aber seinen Lauf vollendet hatte, sagte er: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet; aber siehe, nach mir kommt einer, dem die Sandalen von den Füßen zu lösen ich nicht wert bin. 26 Brüder, ihr Söhne aus Abrahams Geschlecht und ihr Gottesfürchtigen! Uns wurde das Wort dieses Heils gesandt.

Evangelium: Lk 1,57-80

57 Für Elisabet aber erfüllte sich die Zeit, dass sie gebären sollte, und sie brachte einen Sohn zur Welt. 58 Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr. 59 Und es geschah: Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und sie wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. 60 Seine Mutter aber widersprach und sagte: Nein, sondern er soll Johannes heißen. 61 Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemanden in deiner Verwandtschaft, der so heißt. 62 Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle. 63 Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb darauf: Johannes ist sein Name. Und alle staunten. 64 Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen und er redete und pries Gott. 65 Und alle ihre Nachbarn gerieten in Furcht und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa. 66 Alle, die davon hörten, nahmen es sich zu Herzen und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn die Hand des Herrn war mit ihm. 67 Sein Vater Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt und begann prophetisch zu reden: 68 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen; 69 er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes David. 70 So hat er verheißen von alters her durch den Mund seiner heiligen Propheten. 71 Er hat uns errettet vor unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen; 72 er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an seinen heiligen Bund gedacht, 73 an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat; 74 er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos dienen 75 in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinem Angesicht all unsre Tage. 76 Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten. 77 Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung seiner Sünden. 78 Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, 79 um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens. 80 Das Kind wuchs heran und wurde stark im Geist. Und es lebte in der Wüste bis zu dem Tag, an dem es seinen Auftrag für Israel erhielt.

Lukas erzählt von der Geburt Johannes des Täufers ähnlich wie von der Geburt Jesu. Sie wird durch einen Engel angekündigt: Lk 1,5-17. Der Text wird am Vorabend zum Fest als Evangelium gelesen. Das Evangelium vom Tag erzählt von der Erfüllung dessen, was der Engel angekündigt hatte. Ähnlich wie Lukas die Begegnung zwischen der mit Jesus schwangeren Maria und der mit Johannes schwangeren Elisabeth in das Magnificat münden lässt (Lk 1,39-56), mündet die Geburt Johannes des Täufers in den von der Leseordnung sinnentstellend ausgelassenen Lobgesang des Benedictus (Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels…, Lk 1,68-79 – fett markiert).

Zacharias war verstummt, weil er nicht wahrhaben wollte, dass die als unfruchtbare Frau erniedrigte Elisabeth einen Nachkommen gebären sollte. Wie Elisabeths unfruchtbarer Leib von Gott geöffnet und ihre Erniedrigung überwunden wurde, so wird der Mund des Zacharias geöffnet, als er sich in den Dienst der Verheißung stellt und gegen die Verwandtschaft den Namen durchsetzt, den der Engel genannt hatte. Er „wurde vom Heiligen Geist erfüllt und begann prophetisch zu reden“ (Lk 1,67). In seinem prophetischen Lobgesang stellt er die Geburt des Johannes in den Zusammenhang der Geschichte Israels und seines Gottes der Befreiung. Mit Johannes beginnt Wirklichkeit zu werden, was Gott in der Geschichte Israels vorbereitet und seinem Volk als Befreiung immer wieder neu verheißen hatte: „Erfahrung des Heils … in der Vergebung der Sünden“ (Lk 1,77), also neue Befreiung angesichts aller Irrwege und Abwege von den Wegen der Befreiung. Dabei kündigt die Geburt des Johannes bereits an, dass das Licht der Befreiung seinen bei Jesaja angekündigten Weg zu den Völkern nehmen wird, um „allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes“ (Lk 1,79).