„Die Heinzelmännchen von Köln“ und der Heilige Geist

Der Heilige Geist wirkt offensichtlich auch im Kölner Dom. Am Pfingstmontag brachte Weihbischof Ansgar Puff den Heiligen Geist mit den „Heinzelmännchen von Köln“ in Verbindung. Für nicht mit ‚Kölner Brauchtum‘ Vertraute: Die Heinzelmännchen kommen des Nachts heimlich, um den Kölner_innen, die sich ohne Arbeit ein angenehmes Lebens machen und vergnügen, die Arbeit zu tun – bis die neugierige Frau des Schneiders herausbekommen will, was da vor sich geht und vor allem, wer die Arbeit tut. Sie streut Erbsen auf die Treppe. Die Heinzelmännchen stürzen und verschwinden…

Was hat das nun mit dem Heiligen Geist zu tun? Nach Weihbischof Puff ist es so: Der Heilige Geist zeigt sich in Wirkungen, bleibt aber selbst unsichtbar. Wer nun aber versucht, ihn zu sehen, bringt ihn zum Verschwinden, löscht ihn aus. Dieser Gedanke lässt sich noch weiter spinnen: Der Geist wird ausgelöscht, wenn er begrifflich eingefangen, in ‚falscher Unmittelbarkeit‘ identifiziert oder verfügbar gemacht werden soll. Das gilt für die Kirche, wenn sie den Anspruch erhebt, dass ihr Reden und Tun ‚unmittelbar‘ vom Heiligen Geist gewirkt sei. Dann wird das Wirken der Kirche mit dem ‚Heiligen Geist‘ identifiziert. Der aber weht, wo er will, nicht unbedingt da, wo die Kirche es will. Gegen solche Versuchungen wäre die biblische Mahnung zu verstehen: Löscht den Geist nicht aus! Wo sich die Kirche mit dem Heiligen Geist identifiziert, nimmt sie seinem Wirken den nötigen ‚Frei-Raum‘ und löscht ihn aus.

Zu denken wäre aber auch an identitätslogisches Denken, das in Gewissheiten, die keinen Zweifel mehr kennen, erstarrt. Deshalb ist es ja gerade wichtig, die (theoretischen) Kategorien des Denkens mit empirischen Erscheinungen zusammen zu denken. Damit ist verbunden, dass Denken nicht einfach ein für alle mal ‚aufgehen‘ und – wenn es denn noch aufgeschrieben ist – als ewige Wahrheit gesichert nach Hause getragen werden kann. Es muss immer wieder neu ansetzen und auch gegen sich selbst denken. Nur so erstarrt es nicht zu ewigen Wahrheiten. Nur dann kann der ‚Geist‘ in ihm lebendig bleiben, um immer wieder neu Erkenntnisse zu ermöglichen.

Noch einmal zurück zur Heinzelmännchen-Predigt: Der Weihbischof forderte die Gläubigen auf, sich vorzustellen, jetzt käme der Heilige Geist in Feuerzungen auf sie herab. Was könnten sie sehen? Nur die Feuerzungen über dem Kopf der anderen! Heiligen Geist kann man/frau sich nicht ‚selbst‘ zusprechen. Das können nur andere. Auch da, wo der Geist zur Selbstgewissheit verkommt, wird er ausgelöscht. Der Heilige Geist ist nicht der Geist eines Einzelnen, kein Geist der Selbstinszenierung oder der Gewissheiten eines ‚unternehmerischen Selbst‘. Er übersteigt den Einzelnen auf Kommunikation mit den anderen hin. Nur in der Erinnerung an die Traditionen, in denen von Gottes Geist die Rede ist, und in kritischem Nachdenken darüber lassen sich Spuren des Geistes an ihren Wirkungen erkennen.

Herbert Böttcher