Der Streit um die Zulassung evangelischer Christen zur Kommunion erregt manche Gemüter. BefürworterInnen berufen sich auf geistlichen Hunger. Auf der Verbindung von Kirchengemeinschaft und Eucharistie beharren andere.
Beide Positionen könnten am Inhalt vorbei reden – jedenfalls, wenn der Inhalt das ist, was in den Zeichen von Brot und Wein real gegenwärtig wird: das Leben des Messias Jesus. Die Verwurzelung seines Lebens in Israels Gott, der sein Volk aus der Herrschaft Ägyptens befreit hat, führte ihn in die Nähe derer, die in seiner Zeit unter der Herrschaft Roms zu leiden hatten und so ans Kreuz der Römer. Aus den biblischen Texten spricht das Vertrauen, dass Gott Jesus auferweckt, ihm so Recht gegeben und die Macht Roms ins Unrecht gesetzt hat.
Jesu Gegenwart in den Zeichen von Brot und Wein ist nicht zu trennen von seiner Gegenwart in den Elendsgestalten der Geschichte und den darin wurzelnden Konflikten mit den Machtverhältnissen. Dann aber geht der Kirchengemeinschaft die Solidarität mit denen voraus, die unter der Macht der Verhältnisse leiden und daran zugrunde gehen; dann schließt die Wandlung von Brot und Wein die Wandlung der kirchlichen Gemeinschaft ein – hin zu einer Gemeinschaft, die sich nicht um sich selbst, sondern um diejenigen dreht, die gesellschaftlichen Machtverhältnissen zum Opfer fallen. Wer den geistlichen Hunger nach der Eucharistie betont, müsste sich fragen lassen, ob darin auch das „Hungern und Dürsten nach Gerechtigkeit“ eingeschlossen ist, also der Hunger, Verhältnisse, „die töten“ (Papst Franziskus), zu überwinden.
Eucharistie und Abendmahl von den Inhalten her zu denken, könnte aus Engführungen befreien: aus einer zu eng verstandenen Kirchengemeinschaft ebenso wie aus der Enge eines zu privat verstandenen geistlichen Hungers.
Herbert Böttcher
(als „Gedanken zum Sonntag“ am 16./17.6.2018 im Koblenzer „Super-Sonntag“ veröffentlicht)