Koblenz, 21.07.2002. In der Theologie wird wieder über Metaphysik diskutiert. Gegenüber einer scheinbar neu erblühenden Metaphysik sind Herbert Böttcher und Dominic Kloos vom Ökumenischen Netz Rhein-Mosel-Saar ausgesprochen skeptisch. Sie hegen den Verdacht, inmitten kirchlicher und gesellschaftlicher Krisenverhältnisse werde danach gesucht, wieder einen sicheren Boden der Gewissheit unter die Füße zu bekommen. Zudem kritisieren sie, dass solche Versuche wieder einmal jene Krisen- und Katastrophenverhältnisse ausblenden, denen sich die theologische Reflexion zu stellen hätte. Statt sich der Realmetaphysik der gesellschaftlichen Krisenverhältnisse zu stellen flüchte die Theologie wieder einmal in zeitlose gesellschafts- und katastrophenferne Reflexionen. Diese Kritik bezieht sich auf beide Seiten der Kontrahenten in dieser aktuellen Debatte, die vor allem von Magnus Striet und Benedikt Paul Göcke geführt wird: auf die Suche nach einer neuen Fundierung der Metaphysik (Göcke) wie auch auf deren Kritiker Striet, der unter dem Primat der ‚praktischen Vernunft‘ die Freiheit des modernen Subjekts und die mit ihm verbundene Ethik als Ausdruck autonomer Vernunft ontologisiere. Beide Seiten seien darin verbunden, dass sie unreflektiert die Realmetaphysik der herrschenden kapitalistischen Krisenverhältnisse affirmierten und ihrer Katastrophendynamik nichts entgegen zu setzen hätten.
Den Begriff der „Realmetaphysik“ hat der Gesellschaftstheoretiker Robert Kurz geprägt. Er zielt auf die Normalität der kapitalistischen Fetischverhältnisse, die im Handeln wie in affirmativer Reflexion immer schon als geltende Norm und Normalität vorausgesetzt sind. Darin erinnert der Text zugleich an eben jenen vor zehn Jahren verstorbenen Denker.