Gelegentlich lässt sich der Eindruck gewinnen, Corona sei ‚von oben‘ über die Welt hereingebrochen. Wie auch immer das Virus entstanden ist, verbreitet hat es sich durch das Reisen der globalen Eliten. Nach medico international ist es kein Zufall, dass Norditalien ein Brückenkopf seiner Verbreitung wurde, sind doch „die Lombardei und die Toskana … seit den 1990er Jahren die verlängerte Werkbank der chinesischen Textil- und Lederindustrie, wo Chinesen zu Hungerlöhnen schuften…“
In Europa trifft es auf zusammen gesparte Gesundheitssysteme. Italien waren Einsparungen aufgezwungen wurden. Es breitet sich aus in Ländern, in denen mit dem Zerfall von Staaten auch die beschränkten Gesundheitssysteme zerfallen, in verarmten Regionen, in denen durch Leben auf engem Raum kein Abstand gehalten werden kann und das Wasser zum Waschen der Hände fehlt, in den Flüchtlingslagern…
In den Osterbotschaften der Kirchen fiel manches recht selbstgefällig aus, mit engem Blick auf die ausgefallenen Gottesdienste und mit Lobpreis auf den digitalen Ersatz. Eine Kirche auf der Höhe der Zeit? Das wäre sie erst, wenn sie auf die Höhe der globalen Leidenszeit käme. Der Auferstandene könnte den Weg weisen, schließlich trägt er auch nach Ostern noch die Wundmale seiner Kreuzigung, und sein Schrei am Kreuz lässt sich im Osterjubel nicht ersticken, geht doch die ‚Herrschaft der Herren‘ auch nach Ostern weiter. Gestärkt wird die Sendung, der Unmenschlichkeit Menschlichkeit, dem Einverständnis Kritik entgegen zu setzten – getragen von einem widerständigen ‚Doch‘: Ich habe doch gehört, dass Gott ein Gott der Befreiung ist, dass er Jesus auferweckt und damit seinen Aufstand gegen den Tod bestätigt hat.
Herbert Böttcher, Pastoralreferent i.R. („Gedanken zum Sonntag“ zuerst veröffentlicht im des Super Sonntag Koblenz, 18./19.4.2020)