Zum Verhältnis von Theologie, Kapitalismuskritik und einer Praxis seiner Überwindung
Vom 24.01. bis 26.01.2020 in Kyllburg. Flyer
Mitten in den kapitalistischen Krisenprozessen hat Religiöses mit diversen Glücks-, Entlastungs- und Zufluchtsangeboten Konjunktur. In die fiebrige Suche nach Heilsangeboten mischt sich auch eine Hinwendung zum Heiligen Paulus, der im philosophischen Denken einen neuen Platz bekommen hat, vor allem bei Alain Badiou. Im Mittelpunkt der Referate steht die Auseinandersetzung mit Badious Rückgriff auf Paulus.
Badious Interesse konzentriert sich auf Paulus als Revolutionär. Durch das Ereignis von Paulus’ Bekehrung zum Christusereignis wird er zum Kritiker des jüdischen Gesetzes und des griechischen Denkens und so zum Begründer einer neuen universalen Wahrheit. Sie wird zur Grundlage für die Konstitution eines militanten Subjekts. Aus der Ohnmacht, die das Subjekt im Kapitalismus erleidet, wird es anscheinend wieder handlungsfähig, wenn es einem (inhaltlich leeren) Ereignis und seiner Wahrheit aufgrund einer existentiellen Entscheidung die Treue hält.
Die Bedeutung von Badiou wird von den beiden Referenten vorgestellt: Affirmativ von Philipp Geitzhaus und kritisch von Herbert Böttcher. Dass für beide Sichtweisen theologisches Denken und die Kritik der kapitalistisch-patriarchalen Gesellschaft unverzichtbar miteinander verbunden sind, steht nicht zur Debatte. Aber wie diese Kritik und Verknüpfung mit Badious Denken geschieht, welche Begriffe dabei affirmiert und kritisiert werden und was diese Analyse für die Praxis bedeutet, soll ausführlich beim diesjährigen ‚Wirtschaftsseminar’ diskutiert werden.