Prekäre Situation des Netzes

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde des Ökumenischen Netzes Rhein-Mosel-Saar,

die Sorge um die materielle Grundlage des Ökumenischen Netzes treibt uns erneut um und veranlasst uns, Ihnen und Euch diesen Brief zu schreiben. Um es ungeschminkt vorweg zu sagen: Wir bitten um finanzielle Unterstützung, um das Ökumenische Netz zu sichern. Dass wir dies tun, ist wesentlich in der aktuellen Situation und den Inhalten begründet, für die das Netz steht:

In unserem Kommentar zur Wahl haben wir deutlich gemacht, dass sie Ausdruck eines signifikanten Rechtsrucks in der deutschen Gesellschaft ist. Er geht einher mit einer ‚falschen Unmittelbarkeit’, in der Enttäuschung und Wut über Benachteiligung und Angst vor sozialem Abstieg auf ‚die‘ Flüchtlinge, ‚die‘ Ausländer, ‚die‘ Banker, ‚die‘ Politiker ‚konkretisiert‘ werden – einer (Pseudo-) ‚Konkretisierung‘, die sich immer neu in Gewalt entlädt. Solch ‚falscher Unmittelbarkeit’ setzt das Ökumenische Netz schon seit Jahren eine Reflexion entgegen, in der die Leiden der Einzelnen im Zusammenhang des Kapitalismus gesehen werden, dessen zerstörerische Dynamik nicht mehr zu übersehen ist. Solche Reflexion wird immer wichtiger, wenn wir den Prozessen etwas entgegensetzen wollen, die dadurch nach Entlastung in der Krise suchen, dass sie Einzelne zu Sündenböcken für die Probleme machen, die Ergebnis der globalen kapitalistischen Krisenprozesse sind.

Die Frage nach dem ‚Ganzen’ ist im Netz theologisch verwurzelt in der Frage nach Gott. Wer  nach dem Gott der Bibel fragt, kann sich weder mit privater Suche nach Sinn und Glück noch mit esoterisch-religiöser Entlastung zufrieden geben. Mit dem biblischen Gottesgedanken verbinden sich Inhalte, in denen vor allem die Opfer der gesellschaftlichen Entwicklungen in den Blick kommen. Sie geben ‚zu denken‘ und lassen nicht nach religiöser Beruhigung, sondern nach Überwindung der Herrschafts- und Gewaltstrukturen fragen, unter denen Menschen leiden.

Der Vorstand des Ökumenischen Netzes ist der Überzeugung, dass diese Akzentuierung gesellschaftskritischen und theologischen Engagements, das sich vor allem in Veranstaltungen und Publikationen widerspiegelt, umso wichtiger wird, je mehr sich die Krise zuspitzt – aktuell ist aus Anlass des 25-jährigen Netz-Jubiläums eine größere Veröffentlichung zu den oben angesprochenen Themen sowie die Neu-Formulierung unseres Grundlagentextes „Das ‚Ganze’ verändern“ in der ‚Mache’. Unsere finanzielle Lage macht es jedoch immer schwerer, unsere hauptamtliche Stelle zu finanzieren. Sie ist aber die Voraussetzung, ohne die das Ökumenische Netz nicht dazu in der Lage wäre, sein Engagement fortzusetzen.

Was die praktische Seite angeht, erinnern wir an das, was wir in ähnlicher Weise bereits in unserem Spendenbrief 2015 geschrieben haben:

Geld erhalten wir über Mitgliedsbeiträge, strukturelle Zuwendungen von kirchlichen Institutionen und geförderten Projekten sowie über Honorare für Vorträge. Neben sinkenden festen Zuschüssen durch Institutionen fällt die tariflich geforderte Gehaltserhöhung für unseren hauptamtlichen Mitarbeiter Dominic Kloos ins Gewicht, die auf Arbeitgeberseite jährlich mehrere tausend Euro Mehrkosten bedeutet. Das sagen wir nicht mit Klagen über zu hohe Arbeitskosten. Im Gegenteil, eine Erhöhung der seit 2016 auf nur noch 26 Stunden begrenzten Stelle stünde unserem Mitarbeiter zu. Aber auch am Netz geht die Krise nicht vorbei, sodass der Stellenumfang ab 2018 auf 24 Stunden reduziert werden muss, auch wenn es unserer eigenen Orientierung widerspricht, dass er von weniger Lohn leben und davon seine Zukunft sichern und u.U. prekäre Beschäftigungsverhältnisse eingehen muss. Abgesehen davon bedeutet die reduzierte Arbeitszeit unseres Mitarbeiters einen Einschnitt in die inhaltliche Arbeit des Netzes.

Da nun die Grenzen der Finanzierung, die wir in unserem Rundschreiben 2015 bereits andeuteten, erreicht sind, wenden wir uns erneut an Sie und Euch, in der Hoffnung, dass dieses strukturelle Haushaltsproblem zumindest entschärft werden kann. Der Vorstand bittet Sie und Euch zu prüfen, ob es bei Ihnen und Euch Ressourcen gibt, uns auf den  folgenden Ebenen weiter zu helfen:

  • Zum einen wäre es wichtig, die Mitgliederzahl zu erweitern. Dazu kann jede und jeder beitragen, die bzw. der Menschen und Gruppen/Organisationen, die mit dem Netz sympathisieren, auf eine mögliche Mitgliedschaft anspricht.
  • Zudem könnten Mitglieder überlegen, ob sie den regulären Mitgliederbeitrag um einen Solidaritätsbeitrag erhöhen.
  • Zum anderen hören wir von Menschen, die bei der Festlegung ihres Erbes mit Teilbeträgen sozial engagierte Gruppen bedenken. Auch hier wäre die Frage, ob Menschen, die solche Überlegungen anstellen, auch an das Netz denken könnten, bzw. inwieweit diese Möglichkeit ins Spiel gebracht werden könnte.
  • Schließlich wäre an Solidaritätsveranstaltungen zu denken. Gibt es KünstlerInnen – einzelne oder Gruppen –, mit denen eine Veranstaltung geplant werden könnte, deren Einnahmen dem Netz zu Gute kommen könnten? Es wäre hilfreich, wenn Sie und Ihr in diese Richtung mitdenken könnten und könntet. Für Ideen, die dann von uns weiterverfolgt werden können, wären wir sehr dankbar.

Dass dabei immer auch Einzelspenden willkommen und hilfreich sind, unterschätzen wir nicht. Im Gegenteil, wir bitten sogar ausdrücklich darum. Über diese hinaus ist es uns jedoch wichtig, auf eine strukturell abgesichertere Finanzierungsgrundlage zu kommen, wofür wir Ihre und Eure Hilfe benötigen!

Mit herzlichen Grüßen

Herbert Böttcher (Vorsitzender) und Brigitte Weber (Schatzmeisterin)